„Noch bevor die Menschen schreiben konnten, tanzten sie.“

Die Bewegung zur Musik verleiht Kraft und Selbstbewusstsein, sagt Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg. Im Interview erklärt der Musikkognitionsforscher, warum Tanzen entspannt und wie es gegen Krankheiten hilft.

Wir haben ein sehr interessantes Interview Prof. Dr. Gunter Kreutz auf Spiegel-Online gefunden.
Hier einige Auszüge davon:

 

SPIEGEL ONLINE: Warum tanzen wir?

Kreutz: Tanzen ist viel älter, als es schriftliche Aufzeichnungen über menschliche Kulturen gibt. Es ist ein Nebenprodukt des aufrechten Gangs früher Hominiden und steckt in unseren Genen. Wahrscheinlich ist es in der Evolution so erfolgreich gewesen, weil es geholfen hat, die kognitiven Funktionen zu verbessern. Vielleicht hat sich die Menschheit nur durch den Tanz so weit entwickelt.

SPIEGEL ONLINE: Tanzen ist essentiell für die Menschheit?

Kreutz: Während der argentinischen Militärdiktatur war der Tango verboten, heute verbieten die Islamisten, wo sie an der Macht sind, Musik und Tanz. Aber solche Gesellschaften verharren im Stillstand – und langfristig hat sich noch keine Herrschaft durchgesetzt, die den Tanz verboten hat. Tanzen ist Leben.

SPIEGEL ONLINE: Welche positiven Effekte hat das Tanzen auf den einzelnen Menschen?

Kreutz: Tanzen ist erst einmal Bewegung – und Bewegung tut uns allen gut. Wir leben in einer Gesellschaft, in der viele Menschen an Übergewicht und Diabetes leiden, weil sie sich zu wenig körperlich betätigen.

SPIEGEL ONLINE: Geht die Wirkung über das schlichte Bewegen des Körpers hinaus?

Kreutz: Sicher. Das fängt schon damit an, dass es anders als beim Sport keine Trennung der Geschlechter und der Generationen gibt. Im Gegenteil, ist es ja gerade der Sinn der Sache, dass man die Geschlechter zusammenbringt.

……..

SPIEGEL ONLINE: Wann sollte man anfangen zu tanzen?

Kreutz: Wenn irgend möglich, schon als Kind. Wir haben das Problem, dass Kinder, die sich früh wenig bewegen und sich falsch ernähren, ihr Leben lang ihr Übergewicht kaum mehr in den Griff bekommen. Wir konnten außerdem in einer Studie zeigen, dass tanzende Grundschüler weniger aggressiv eingestellt sind als Mitschüler, die nicht tanzen. Es wäre dringend angezeigt, in den Schulen das Tanzen zu lehren, weil Kinder davon körperlich und seelisch sehr stark profitieren. Also am besten für die Gesundheit ist, sich früh im Leben mit dem Tanzvirus anstecken – und dann ein Leben lang damit infiziert zu bleiben. Es ist nie zu spät, damit anzufangen.

Das Interview führte Frederik Jötten

 


 

 

 


123 2 Comments on “„Noch bevor die Menschen schreiben konnten, tanzten sie.“

  1. Und deshalb tut AfroFit und AfroTanz sooooo gut!

    Energie tanken, den Körper bewegen zwischen Himmel und Erde, alle Zellen mobilisieren, die Bewegungskoordination optimieren, Spass haben, und und und….

  2. Pingback: Das ist ein toller Artikel, der mir aus dem Herzen spricht- “Noch bevor die Menschen schreiben konnten, tanzten sie.”

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